Der Abschied von WhatsApp – Teil 1: Das Problem

Abschied von WhatsApp - Das Problem
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In einem Blogartikel schildert Henning Uhle, dass WhatsApp eine Gebühr plant. In den Kommentaren und im Bloggerforum ist eine kleine Diskussion über die Nutzung dieses Messengers entstanden. Okay, genau genommen habe ich sie angezettelt 😉 Lest bitte weiter, wenn ihr erfahren wollt, warum ich euch den Abschied von WhatsApp nahelege und welche Messenger ich euch empfehlen kann.

WhatsApp hat in Deutschland eine hohe Verbreitung. Rund 50 Millionen Deutsche nutzen diesen Messenger. Damit ist WhatsApp die meistgenutzte App. Trotzdem gibt es gute Gründe, sich von WhatsApp zu verabschieden und einen anderen Messenger zu nutzen.

Warum ist WhatsApp ein schlechter Messenger?

Die Sicherheit

Im Jahr 2016 hat WhatsApp eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Nachrichten eingeführt. Das hört sich im ersten Moment gut an, bringt aber aus mehreren Gründen nicht viel.

  • Der Source-Code der Verschlüsselung wird nicht offengelegt. Damit kann nicht überprüft werden, wie gut sie funktioniert und ob sie vielleicht Fehler enthält.
  • Viel wichtiger als die Nachrichteninhalte sind WhatsApp die Metadaten von dir und deinen Freunden. Mit wem bist du befreundet? Welche Telefonnummer haben deine Freunde? Wo wohnen sie? Diese Daten werden nicht verschlüsselt.
  • Die Backups deiner Chats werden standardmäßig unverschlüsselt gespeichert.

Der Datenschutz

In dem Moment, in dem du WhatsApp installierst, werden die kompletten Daten deines Adressbuchs auf die Server in den USA übertragen. Das sind nicht nur deine Daten wie deine Telefonnummer, dein Wohnort, deine E-Mail-Adresse, dein Geburtsdatum und alle weiteren Informationen, die du in deinem Adressbuch gespeichert hast. Die gleichen Daten schickst du auch von deinen Freunden, deinen Arbeitskollegen und deinen Kindern an WhatsApp.

Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, gibst du auch die Daten von Menschen weiter, die nicht WhatsApp, sondern einen anderen Messenger nutzen. Ich habe Anfang 2014, einige Tage nachdem Whatsapp von Facebook für 19 Milliarden Dollar gekauft wurde, die App von meinem Handy gelöscht. Trotzdem gibt es bei WhatsApp einen Datensatz mit meinen aktuellen Daten. Der Grund ist, dass Freunde von mir, die WhatsApp nutzen, meine Telefonnummer und weitere Informationen über mich in ihrem Adressbuch gespeichert haben.

Warum sammelt WhatsApp so viele Informationen über so viele Menschen und warum hat Facebook so viel Geld für den Messenger bezahlt? Der Grund ist, dass die Daten für viel Geld weiterverkauft werden. Der Datenhandel ist ein riesiges Geschäft. Die Daten werden an jeden weiterverkauft, der den geforderten Preis bezahlt. Das kann der nette Versicherungsvertreter von nebenan sein, der deine Telefonnummer braucht, um dich vom Abschluss einer Lebensversicherung zu überzeugen. Es kann aber auch ein illegaler Anbieter sein, der deine E-Mail-Adresse haben möchte, um dir Viren in dein Postfach zu schicken.

WhatsApp ist illegal

Die gesammelten Daten von WhatsApp werden in die USA geschickt und dort gespeichert. Diese Datenübermittlung verstößt gegen Europarecht. Viele Menschen denken, natürlich ist es nicht schön, wenn WhatsApp sich nicht an die europäischen Gesetze handelt. Aber ich habe damit ja nichts zu tun. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum.

Bevor du eine Telefonnummer in dein Adressbuch aufnimmst, brauchst du die schriftliche Erlaubnis einer Person, dass du ihre Informationen in die USA schicken darfst. Jetzt nehmen wir mal an, du hast 100 Freunde, deren Daten du gerne in deinem Adressbuch speichern würdest. Wie viele davon würden dir eine schriftliche Erlaubnis erteilen, dass ihre Daten in die USA geschickt werden, um dort von Meta an alle möglichen Firmen verkauft zu werden? Bestimmt nicht alle, wahrscheinlich sogar nur ein kleiner Teil davon.

Okay, die schriftlichen Einverständniserklärungen entfallen. Das wäre ja auch ein sehr großer bürokratischer Aufwand. Und wer mag schon Bürokratie? Zum Glück gibt es tatsächlich noch eine zweite Möglichkeit, wie du WhatsApp legal nutzen kannst. Du brauchst nur alle Informationen in deinem Adressbuch zu löschen. Dann werden auch keine Daten in die USA übertragen. Wenn du ein gutes Gedächtnis hast, kannst du dir die Telefonnummern deiner Freunde im Kopf merken. Oder du führst ein schriftliches Telefonnummernverzeichnis, so wie damals in den 1980er Jahren, bevor es Handys gab.

Das ist dir auch zu umständlich? Dann solltest du vielleicht nach einem anderen Messenger Ausschau halten.

Welche guten Messenger gibt es?

Gibt es überhaupt Messenger, die sicher sind, einen guten Datenschutz haben und nicht illegal sind? Ja, es gibt tatsächlich einige. Der Facebook-Messenger gehört aber nicht dazu, da der Datenschutz fast genauso schlecht wie bei WhatsApp ist. Auch Telegram möchte ich dir nicht empfehlen. Bei dieser App ist die Verschlüsselung des Chats standardmäßig ausgeschaltet. Gruppenchats und Kanäle werden gar nicht verschlüsselt.

Ich habe auf meinem Handy zwei Messenger installiert, die ich beide empfehlen kann: Threema und Signal.

Threema

Die Entwickler von Threema sitzen in der Schweiz und unterliegen daher dem strengen europäischen Datenschutz. Es werden alle Daten verschlüsselt und es gibt ein mehrstufiges Sicherheitskonzept. Threema wird u. a. von der Schweizer Armee verwendet. Als einziger der verbreiteten Messenger ist Threema kostenpflichtig. Die Installation auf einem Android-Gerät kostet einmalig 6 Euro.

Signal

Der Messenger Signal wird von einer amerikanischen Stiftung entwickelt. Obwohl diese in der USA sitzt, kann sie keine Daten an die Behörden weitergeben. Eingehende Nachrichten werden sofort weitergeleitet. Danach werden sie gelöscht und Signal hat keinen Zugriff mehr darauf. Wie bei Threema werden alle Daten verschlüsselt. Außerdem gibt es noch weitere Sicherheitsmaßnahmen. Signal wird bspw. von der Europäischen Kommission verwendet. 2022 testete die Stiftung Warentest 16 Messenger. Signal erhielt die Note 2,3 und wurde zum Testsieger gekürt.

Threema oder Signal?

Aus meiner Sicht sind die beiden Apps annähernd gleichwertig. Threema hat allerdings den Nachteil, dass es kostenpflichtig ist. Für einen sicheren Messenger sollte eigentlich jeder bereit sein, einmalig 6 Euro zu zahlen. Es gibt aber erstaunlich viele Menschen, die kein Guthaben auf ihrem Smartphone haben und somit auch nicht wissen, wie sie die App bezahlen können. Es ist auch nicht einfach, jemanden dazu zu bringen, Geld für eine Prepaid-Karte auszugeben, um damit eine App zu installieren, die bei allen anderen Anbietern kostenlos ist.

Wie verbreitet ist Signal?

Aktuelle Nutzerdaten von Signal sind nicht leicht zu finden. Laut diesem bluewin-Artikel soll es weltweit 40 bis 70 Millionen monatliche Nutzer geben. Damit dürfte Signal unter den sicheren Messenger die höchste Verbreitung haben. Das ist der Grund, warum ich diese App meinen Freunden und Bekannten empfehlen.

Wie gelingt mir der Abschied von WhatsApp?

Durch seine hohe Verbreitung ist WhatsApp fast unangreifbar. Es gibt Fanboys, die ihren geliebten Messenger um jeden Preis verteidigen. Im zweiten Teil meiner Artikelreihe verrate ich euch Strategien, wie ihr es schafft, euch von Whatsapp zu verabschieden. Teil 2: Die Umstellung auf Signal.

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8 Antworten zu „Der Abschied von WhatsApp – Teil 1: Das Problem“

  1. Bei Signal habe ich mittlerweile auch kein gutes Gefühl mehr. Meine erste Wahl wäre das Matrix Protokoll, welches in vielen Bereichen bereits Standard ist. Bundeswehr, Schulen und Behörden nutzen das dezentrale Matrixprotokoll.

    1. Matrix ist natürlich auch eine gute Wahl. Welche Vorbehalte hast du gegenüber Signal?

      1. Naja, der Dienst ist Zentral und gehört einer Stiftung mit Sitz in den USA.

        1. Der Sitz in den USA ist zugegebenermaßen nicht ideal. Aber bisher ist das nur ein theoretisches Problem. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, Signal zu misstrauen.

  2. Ich bin gespannt auf deine Tipps, um von WhatsApp loszukommen – wie so viele stecke ich halt in dem Dilemma, dass die Alternativen von kaum jemanden genutzt werden und deswegen nutze ich sie auch selber nicht. 🫠
    Die Kommunikation mit einzelnen Menschen ist dabei gar nicht so ausschlaggebend für mich, die mir wichtigen Leute erreiche ich auch anders. Aber ich bin in etlichen wichtigen WhatsApp-Gruppen, beispielsweise vom Stall. Trete ich da aus, verpasse ich relevante Infos. Eine Miteinstellerin hat das vor einiger Zeit tatsächlich durchexerziert… mit dem Ergebnis, dass der Stallbetreiber völlig genervt war davon, ihr die Infos seperat auf Signal schicken zu müssen, das ein paar Mal vergessen hat und am Ende ist sie zurück zu WhatsApp gekommen. 🤷‍♀️

    1. Dieser Gruppenzwang ist tatsächlich ein Problem. Ich werde in meinem zweiten Artikel auch darauf eingehen und einige Lösungsvorschläge präsentieren.

      In deinem Fall wäre es eine Lösung gewesen, die Miteinstellerin zu unterstützen und den Stallbetreiber zu bitten, dir auch die Infos per Signal zu schicken. Wenn er in diesem Fall die Nachricht vergessen hätte, wären zwei Personen nicht informiert gewesen. Und vielleicht hätte auch eine dritte oder vierte Person noch mitgemacht. Je mehr Menschen den Wunsch nach einer Signal-Nachricht äußern, um so schwieriger wird es für den Stallbetreiber euch zu ignorieren.

  3. Ich habe WA bereits vor einigen Wochen verbannt. Da ich aber eh nicht der Typ für Messenger bin, war der Schritt sehr einfach. Zumal die zwei, drei Kontakte, mit denen ich mal was schreibe schon bei Signal waren.

    1. Schön, dann hat sich die Waage wieder ein wenig in die andere Richtung bewegt 🙂